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Grußwort
Kuratoren
ÜBER ZEIT UND DESIGN  
Über Zeit und Design Eng mit der Entwicklung unserer Gesellschaft verknüpft, manifestiert sich Design in for­maler, ästhetischer wie alltags-kultureller Hinsicht. Design ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Die Auseinandersetzung mit Design befasst sich daher mit den kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen und ästhetischen Aspekten unserer Gesellschaft.
Raum und Zeit sind wesentliche Themen der philosophischen und wissenschaftlichen Diskussion und von ungebrochener Aktualität.
Heute erleben wir einen bedeutenden Wandel der Zeitphänomene in unserem Alltagsleben – das in hohem Maß mit Design in Verbindung steht. Kern dieses Wandels ist offenbar die Tatsache, dass Echt-Raum und der Begriff Entfernung selbst in zunehmendem Maße irrele-vant werden.

„Hier ist Singapur, hier ist Kalkutta, hier ist Rotterdam, das sind die Vorstädte der virtuellen Stadt. Die elektronischen Netzwerke fördern die Entwicklung dieser virtuellen Stadt. Die Datenautobahn wird eine virtuelle Stadt schaffen. Im Zuge dieser noch nie dagewesenen Hyperzentralisierung entsteht die Weltzeit. In der Vergangenheit entwickelten sich die Städte im Rahmen lokaler Zeiträume, deshalb unterscheidet sich die
Geschichte Frankreichs von der Geschichte Deutschlands oder Italiens. Die ZEIT­ZONEN, der Wechsel zwischen Tag und Nacht, spielten noch eine wesentliche Rolle. Künftig gibt es keine lokale Zeit mehr. Es gibt nur noch die Weltzeit, die Gleichzeitigkeit: sieben Tage in der Woche, 24 Stunden am Tag, live. Interaktivität und Datenautobahnen werden neue Maßstäbe setzen auf Weltzeitniveau. Der einzige Bezugspunkt wird die astronomische Zeit sein, die universale Zeit der Astronomen und Astrophysiker.“

Aus: Paul Virilio in „Kontext: Die Metropole - eine Metastase“, Schweizer Radio DRS 2, 18. April 1995.

Unterschiedliche Konzepte treffen aufeinander, eine allgegenwärtige Zeitzone der globalen Beschleunigung trifft auf lokale Zeitzonen einer kontrollierten Entschleunigung. Unter-
schiedliche Zeitzonen überlagern einander, erzeugen Interferenzen, deren Bewältigung
und Handhabung für den Einzelnen und die Gesellschaft eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Auswirkungen finden sich in Produktionsprozessen, Ausbildungskonzepten, Unternehmensstrategien, Forschung und individuellen Karrieren.

ÜBER DESIGN 06

Die Konferenz lädt ein, sich Zeit zu nehmen um diese unterschiedlichen Zeitzonen und Zugänge dazu genauer zu untersuchen und ein Verständnis dafür zu ent­wickeln. Sie versteht sich als Annäherung und wird vielfältige Antworten bieten. Die Konferenzbesucher haben die Möglichkeit selbstbestimmt Schwerpunkte zu setzen, so erlebt jeder Besucher eine eigene Konferenz.

Die Dialoge über Zeit und Design richten sich an ein Designfachpublikum ebenso wie an die interessierte Öffentlichkeit. Die Auswahl der Speaker garantiert eine Diskussion des Themas auf einer breiten, vielfältigen und angewandten Ebene – von hochspezialisierten Einblicken bis zum großen Überblick. Die Einbindung von Unternehmern, Leitern von musealen Institutionen und Lehrenden, illustriert die Verschränkung der Zugänge. Das Programm ist ein klares Bekenntnis zu Design als Kultur-Faktor, ohne dabei die hohe Relevanz der Unternehmer und der Wirtschaft zu negieren.

Ausgehend von Design als angewandter Kunst suchen wir nach einer ebenso kreativen und angewandten Designvermittlung. Design hat den Vorteil einer sehr unmittelbaren Kommunikationssprache, das Objekt, die Grafik muss für den Benutzer, den Konsumenten, den User lesbar und decodierbar sein. Eine Design-Konferenz kann und soll sich in ähnlicher Form vermitteln. Design-Praxis und Design-Theorie haben selten Berührungspunkte und es ist wünschenswert diese Beziehung durch den Diskurs zu intensivieren.

Die Konferenztage haben eine matrixartige Struktur. Der parallele Ablauf der Gesprächsrunden in drei verschieden Räumen bietet dem Konferenzbesucher eine Vielfalt an Möglichkeiten, sich seinen eigenen Verlauf der Konferenz auszuwählen. Es ist auch eine Herausforderung an die Besucher, sich für eine eigene Strategie und Dramaturgie zu entscheiden.